programm
Stichwort ›Gerechtigkeit‹
99. AUTORINNENPROJEKT
Die Veranstaltung musste leider kurzfristig abgesagt werden
Nachdem Michael Kohlhaas Unrecht geschah, die Willkür der Herrschenden nicht endet, das Gericht versagt, greift er zur Selbstjustiz. Der historische Fall »Kohlhase« lieferte Kleist den Stoff dazu. Er transformierte die Fehde um Landfriedensbruch zu einer Rachegeschichte, worin der Geschädigte seinen Gerechtigkeitsanspruch verabsolutiert und zum Brandschatzer und Mörder wird. Die Frage lautet: Ist er schuldig? Recht ist eine Frage des Systems. Kohlhaas kämpft um Gerechtigkeit, zwischen Unterwerfung und Rache.
»Die größere Hoffnung« auf Gerechtigkeit hält eine Gruppe Kinder im nationalsozialistischen Wien vorerst am Leben. Sie sind vom Rechtsstaat aus dem gesellschaftlichen Leben ausgestoßen. Sie leben im Versteck, sind Demütigung ausgeliefert und von Deportation bedroht. Zwischen den »halbjüdischen« und jüdischen Kindern kommt es zu Ressentiments wegen des Grads der Gefährdung. Das Recht ist mörderisch, menschengemacht. Schuld trägt die Gesellschaft, die das zugelassen hat. Gerechtigkeit herzustellen, versucht dieses Buch.
L. Mischkulnig, B. Schwens-Harrant, C. Zöchling
Lydia Mischkulnig, *1963, Romane, Erzählungen, Essays; Lehrbeauftragte, Mithg. der Lyrikreihe Nadelstiche, Theodor Kramer Verlag. Zuletzt: Die Gemochten. Erzählungen (2022).
Brigitte Schwens-Harrant, *1967, Feuilletonchefin der Furche, Bachmann-Preis-Jurorin; zahlreiche Publikationen zur Gegenwartsliteratur, zuletzt: Übers Schreiben sprechen. 18 Positionen österreichischer Gegenwartsliteratur (2022).
Christa Zöchling, *1959, Projekte zur Zeitgeschichte, Profil-Redakteurin, Buchbeiträge zum Thema Rechtspopulismus. Concordia-Preis für Menschenrechte 2022.