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Donnerstag, 11. Mai 2023

Poetopolitische Gesellschafts-Körper-Grenz-Erforschung

DICHTERLOH

Im Dichterloh-Vorprogramm jeweils ab 18.00 Uhr:

//FILMVORFÜHRUNG
MARINA ZWETAJEWA. Ein Abend nicht von dieser Welt
Text, Regie und Produktion: Juliana Kaminskaja
St. Petersburg, 2023. Russisch mit deutschen Untertiteln. Filmdauer ca. 50 Minuten
Weitere Informationen zum Film finden Sie weiter unten.

19:00
Fiston Mwanza Mujila Kasala für meinen Kaku/Kasala pour mon Kaku & andere Gedichte/et autres poèmes. deutsch/französisch.
Übersetzt von Elisabeth Müller. Ritter Verlag
Patrick Dunst musikalische Mitwirkung
Paul-Henri Campbell innere organe Gedichte. Verlag Das Wunderhorn
Michael Hammerschmid MODERATION

Wie spricht ein Körper? Was, wenn man das Ich aus seiner engbegrenzten »europäischen« Norm löst? Lässt sich in zwei (oder mehr) Sprach(kultur)en dichten? Was wäre, wenn Dichtung als mündliche Erinnerung spricht? Diese und andere Fragen werden von den beiden Dichtern auf unterschiedliche und jeweils sehr intensive, rebellische Art und Weise gestellt. Dabei widmen sich Paul-Henri Campbells Gedichte unter anderem Körperorganen, Atollen, Möwen und Landmauern, während Fiston Mwanza Mujila in seinen Kasala-Anrufungen insbesondere die Genealogien seiner Großeltern und Vorfahren sowie s/eines multiplen Ichs beziehungsweise eines subversiven Wir-Begriffs erkundet.


Fiston Mwanza Mujila, *1981 in Lubumbashi/DR Kongo, lebt in Graz. Gedichte, Romane, Theaterstücke, Performances, unterrichtet afrikanische Literatur. Zuletzt (u.a.): Le fleuve dans le ventre / Der Fluß im Bauch. Gedichte (2013), Tanz der Teufel. Roman (2022).

Patrick Dunst, *1983, freischaffender Musiker und Komponist in Wien, wo er u.a. das Duo Naima mit Fiston Mwanza Nasser betreibt. www.patrickdunst.at

Paul-Henri Campbell, *1982 in Boston, Studium der katholischen Theologie und klassischen Philologie, lebt in Frankfurt und Wien. Zuletzt (u.a.): space race. Gedichte (2015); nach den narkosen. Gedichte (2017).

Michael Hammerschmid, *1972; Gedichte, Lieder, Hörspiele, Essays; Festivalleiter, Lehrbeauftragter Institut für Gesang und Musiktheater an der MDW. Zuletzt: wer als erster. Gedichte-Bilderbuch (2022).


Dichterloh. Lyrikfestival
//115. AUTORENPROJEKT


Zwischen Aufzeichnung, Rebellion und Nuancierung

Aufzeichnung, Nahbericht, poetische Dokumentation, Auto-Biographie, Selbstbeobachtung, Entgrenzung und Vermessung, Verkörperung, Versinnlichung, Verschränkung und Grenzverschiebung, Subversion und Rebellion, Nuancierung. Mit dieser kleinen Liste an Stichworten lässt sich ein erster Cluster skizzieren, in dem sich Dichterloh 2023 bewegt. Und es erstaunt dabei nicht zuletzt, dass viele Gedichtbände sich heuer besonders weit in den Nahbereich des eigenen (Sprach-)Körpers und Alltags bewegen, um dort vielfältige gesellschaftliche Prägungen aufzuspüren und in diesem Reibungsfeld eine innig-sinnliche Spracharbeit in Gang zu bringen, die Gesellschaftliches und Privates, zuweilen Intimes in spannungsgeladen leuchtende Verbindung bringt. Dichterinnen und Dichter aus sieben Herkunftsländern, die ihre Gedichte auf Französisch, Slowenisch, Deutsch und Englisch schreiben, eröffnen ein breites Panorama zeitgenössischer Dichtung und zeigen deren Qualität, sinnlich und radikal, zuhörend und experimentell, kritisch, nuanciert und frei mit unserer Sprache und den sich in ihr abbildenden Wirklichkeiten umzugehen.                                   

Michael Hammerschmid
Konzept, Moderation, Programmtexte


MARINA ZWETAJEWA. Ein Abend nicht von dieser Welt
Text, Regie und Produktion: Juliana Kaminskaja


Marina Zwetajewa (1892–1941) gilt als eine der bedeutendsten russischen Dichterinnen und verbindet in ihrem Schaffen das literarische Erbe Österreichs, Deutschlands, Frankreichs und Englands. Im Pariser Exil in den 1930er Jahren schöpfte sie Kraft aus der Erinnerung an ein kurzes Zusammensein von Petersburger Dichtern im Winter 1916, welche den Schrecken des Ersten Weltkriegs poetische Nähe, Menschlichkeit und Weltoffenheit entgegenstellten: Ein Abend nicht von dieser Welt, der die Stimmen der Vergangenheit wieder hörbar werden lässt.

J. Kaminskaja

Schauspiel: Stanislaw Bondarew, Nikita Brussow, Ekaterina Iljina, Daniil Iwanow, Michail Kudrin, Dmitrij Mikow, Sergej Pankow, Iwan Scharyj
Musik: Wassilij Jeljochin
Zeichnungen: Lydia Kolpakowa
Kamera: Artjom Schdanow, Sergej Pankow, Weronika Uschakowa
Montage: Artjom Schdanow

Juliana Kaminskaja, *1969 in St. Petersburg, Dozentin für Literaturgeschichte und Komparatistik an der Staatlichen Universität St. Petersburg. Gastdozenturen und -vorträge an deutschsprachigen Universitäten: Zürich, Innsbruck, Freiburg i. Br., Hamburg, Halle (Saale). Zuletzt in der Wiener edition ch erschienen: VERWANDLUNGEN Zu Friederike Mayröckers ›Scardanelli‹ und anderen Gedichten.