programm
Reflexion und Referenz
DICHTERLOH
Vielgestaltig und -schichtig, referenzenreich, wie herausgebrochen und neu zusammengefügt aus verschiedenen Erfahrungsbereichen, gesteinhaft, und vor allem denkerisch, fragend, grübelnd zuweilen, sind die Gedichte der Ursula Krechel. Sie treffen sich nicht zuletzt in ihrem (selbst-)reflexiven Modus mit jenen der Winterreise Julian Schuttings, die sowohl bei Wilhelm Müller/Franz Schubert ansetzen, aber auch auf viele weitere Motive, Themen und Töne der Lyrikgeschichte zurückgreifen, sie erneuern, befragen, die (eigene) Existenz, die Welt.
M. Hammerschmid
Ursula Krechel, *1947 in Trier, verfasste von Gedichte, Romane, Essays,
Theaterstücke, Hörspiele; seit 1970 freie Autorin, seit 1980
universitäre Lehre und Gastprofessuren. Bücher (Auswahl): Nach Mainz!
Gedichte (1977); Die da. Ausgewählte Gedichte (2013); Geisterbahn. Roman
(2018).
Julian Schutting, *1937 in Amstetten, Ausbildung in Fotografie;
Geschichte- und Germanistik-Studium, 1965 bis 1987 im Schuldienst tätig.
Bücher (Auswahl): In der Sprache der Inseln. Gedichte (1973);
Betrachtungen. Texte und Photographien. (2017); Unter Palmen. Gedichte
(2018).
4.–11.5.
Lyrikfestival Dichterloh
Vielleicht ist es Zufall? In vielen Gedichten und Gedichtbänden des diesjährigen Festivals taucht die Dialektik von Anwesendem und Abwesenden und immer wieder auch die Frage des Abschieds auf. Keine Absicht in der Konzeption steckt dahinter, aber es ist dieses Aufflackern, das sich mit den aktuellen Fragen um Abschied und Distanz, möglicher und unmöglicher Nähe in der Corona-Pandemie verbindet. Das Gedicht aber vergegenwärtigt. Und sei es das Abwesende, Verlorene, Verabschiedete. Und es tut dies mit den Mitteln der Sprache, die bei Dichterloh wie jedes Jahr in den unterschiedlichsten dichterischen Formungen und Gestaltungen im Mittelpunkt steht. Zehn aus fünf Sprachräumen und sechs Ländern kommende Dichterinnen und Dichter zeigen in ihren jüngsten Gedichtbänden auf, welche Schichten und Nuancen von Existenz, Gesellschaft und Sprache mit dichterischen Mitteln freigelegt werden können.
Michael Hammerschmid
Konzept, Moderation und Programmtexte