programm
Sama Maani, Amir Hassan Cheheltan
IRAN
zweisprachige Veranstaltung persisch/deutsch
Zwischen Graz und der semi-fiktiven »Islamischen Republik Teheran« siedelt Sama Maani einen irrwitzigen und in zahlreichen Nebensträngen verlaufenden Plot an, der von einem religiösen Regime und dessen Unterwanderung mittels rituell praktizierter Geschlechtsumwandlungen erzählt. Als 600-seitiger »Roman in Versen« ist das Buch Gesellschaftssatire, psychoanalytische Dekonstruktion des Islam und formsprengendes Sprachkunstwerk in einem – und wird dabei von einer stets unberechenbar bleibenden Erzählstimme getragen, die zwischen Erzählperspektiven und sprachlichen Registern springt und immer wieder die Lesenden direkt adressiert.
»Diese Donnerstage überstrahlen andere Erinnerungen völlig und strukturieren meinen Kalender. Sie versetzen mich in mein ganz persönliches Paradies, das mir mein Liebstes beschert hat: die Freude an der Literatur.« – Über Jahre hinweg treffen sich im Elternhaus Amir Hassan Cheheltans acht Gäste, um gemeinsam über Literatur, vor allem über die klassischen persischen Dichter wie Rumi, Hafis, Saadi oder Ferdowsi und die großen Fragen des Lebens zu sprechen. Doch der kleine Zirkel der Literaturliebhaber bleibt nicht von der Repression, zunächst des Schahs und später des Mullah-Regimes, verschont. In seiner dichten Erzählung kehrt Cheheltan immer wieder an die Orte seiner Kindheit und zu diesen Gesprächen über Poesie zurück, die schließlich auch Impulse für seine eigene Lektüre und sein literarisches Schaffen liefern. Er erzählt von der Wirkungsmacht von Literatur, von gesellschaftlichen Zwängen und Subversion.
Amir Hassan Cheheltan, *1956 in Teheran, studierte in England
Elektrotechnik, lebt nach verschiedenen Stationen heute wieder in
Teheran. 1998 stand sein Name auf einer Liste verfemter Schriftsteller.
2007 erschien der Roman Iranische Morgenröte in zensierter Fassung.
Dessen Auszeichnung als bester iranischer Roman des Jahres lehnte der
Autor aufgrund der Zensur ab. Auf Deutsch erschien zuletzt: Der
standhafte Papagei. Erinnerungen an Teheran 1979 (2018).
Angelika Reitzer, *1971 in Graz, lebt als Autorin in Wien. Erzählungen,
Romane, Texte für Theater und Film. Zuletzt erschien Inventar der Gegend
(gem. m. Maria Gstättner und Ditz Fejer; 2020).