programm
Sabine Schönfellner, Eva Schmidt, Zsófia Bán
NEUVORSTELLUNGEN
Eva Schmidt musste ihre Teilnahme leider absagen.
Anstelle des entfallenen Publikumsgesprächs hat Johannes Tröndle, der die Lesung moderiert hätte, mit Eva Schmidt per E-Mail ein Gespräch
über ihren neuen Gedichtband geführt – nachzulesen im Blog.
zweisprachige Veranstaltung ungarisch-deutsch
Die Erinnerung an Vergangenes ist nicht verlässlich. Ob sie in der Rückschau absichtlich verändert wird oder die zeitliche Distanz Verzerrungen bewirkt, ist oft kaum festzustellen. Sabine Schönfellners Protagonistin begegnet drei Menschen in Seniorenheimen und lässt sich auf ihre Welt ein – auf Erinnerungen an den kindlichen Blick auf ein Strafgefangenenlager, auf Bilder vom jugendlichen Glück und auf geträumte Reisen ans Meer. Und sie erfährt: »Nicht alle alten Leute wollen ständig von früher erzählen. An früher kann ich mich ohnehin gut genug alleine erinnern. Ich brauche jemanden, der mit mir ans Meer fährt.«
Sabine Schönfellner, *1987, studierte Komparatistik, Skandinavistik und Deutsch als Fremd- und Zweitsprache; Mitarbeiterin der »Jugend-Literatur-Werkstatt Graz« und Leiterin der »Jungen LiteraturhausWerkstatt« in Wien.
Transit-Orte – Hotelzimmer, Campingplätze, Tankstellencafés – sind die
Schauplätze in Eva Schmidts Erzählungen, die von der Flucht aus dem
Alltag, vom Unterwegs- und vom Alleinsein handeln. Gemeinsames Motiv ist
das (oft heimliche) Beobachten, das Betrachten aus scheinbar sicherer
Distanz. Mit wenigen Worten entstehen anschauliche, oft latent
bedrohliche Szenerien, die jederzeit eine überraschende Wendung erwarten
lassen. Nicht nur inhaltlich, dank offenem Ende, auch sprachlich hält
die Autorin ihre Erzählungen in der Schwebe. Mit der erzählerischen
Kurzform knüpft sie dabei an ihre allererste Buchveröffentlichung aus
den 1980er Jahren an.
Eva Schmidt, *1952 in Lustenau/Vorarlberg, lebt als Autorin in Bregenz.
1985 Erzähldebüt Ein Vergleich mit dem Leben. Zuletzt erschienen die
Romane Ein langes Jahr (2016) und Die untalentierte Lügnerin (2019).
An Wendepunkten und nahen Lebensenden sind die 19 Prosastücke in Weiter
atmen angesiedelt. Existenziellen Tiefgang gewinnen sie auch aus der
Sprache: Zsófia Bán erzählt in großem Bilderreichtum, motivischen
Spiegelungen, assoziativen Sprüngen und wendet das Geschehen bisweilen
ins Surreale. Wenngleich formal und tonal heterogen, erzeugen die
Prosastücke einen gemeinsamen Resonanzraum, in den auch mehrfach
bildkünstlerische und literarische Referenzen einfließen – Mann badet Löwen etwa ist eine Überschreibung eines Textes von Péter Esterházy in Anlehnung an ein Gemälde von Attila Szcs.
Zsófia Bán, *1957 in Rio de Janeiro, Autorin, Kunst- und Literaturkritikerin. Aufgewachsen in Brasilien und in Ungarn, lebte immer wieder in den USA. Sie lehrt Amerikanistik in Budapest, wo sie heute lebt. Auf Deutsch erschienen u.a. der Erzählband Als nur die Tiere lebten (2014) und die Essaysammlung Der Sommer unsres Missvergnügens (2019).
Cornelius Hell, *1956, lebt als Autor, Übersetzer und Literaturkritiker
in Wien. Zuletzt erschien u.a.: Lesereise Ungarn. Donaublick und
Pusztatraum (2013); Ohne Lesen wäre das Leben ein Irrtum. Streifzüge
durch die Literatur von Meister Eckhart bis Elfriede Gerstl (2019).