programm
Valerie Fritsch
Den Körper des Kindes als Aushandlungsort für (Familien-)Geschichte und komplexe Beziehungsgeflechte hat Valerie Fritsch schon in Herzklappen von Johnson & Johnson (2021) in eine opulente Sprache gesetzt. In Zitronen führt sie manches davon fort: Das Kind August wird von seiner Mutter absichtlich krank gemacht, damit sie sich anschließend aufopferungsvoll um ihn kümmern kann. Die Emanzipation aus dieser Misshandlung wird indes nicht als Geschichte einer psychologischen Bewältigung erzählt, sondern in einer fein austarierten Künstlichkeit, die gleichwohl nicht vergisst, dass der Körper »ein Speicher aller unsichtbaren Beschädigungen« ist.
Valerie Fritsch, *1989; Autorin, Fotokünstlerin. Publ. u.a.: Winters Garten. Roman (2015).