programm
Thomas Ballhausen, Eva Maria Leuenberger
LYRISCHER ESSAY
Lyrisch wie essayistisch nähert sich Eva Maria Leuenberger in ihrem zweiten Buch der feministischen koreanisch-amerikanischen Avantgardekünstlerin Theresa Hak Kyung Cha an, die 1982 in einem New Yorker Parkhaus vergewaltigt und ermordet wurde. Dictée, ihr Hauptwerk, erschien noch im Jahr ihres Todes. Fragen von Identität, Körperlichkeit und sexueller Gewalt verhandelt Leuenberger in einer poetischen Sprache, die mit repetitiven Elementen Sogwirkung erzielt. Die präzise Text-Bild-Komposition macht kyung außerdem zu einem visuellen Kunstwerk.
Eva Maria Leuenberger, *1991 in Bern, lebt in Biel. 2016 erhielt sie das »Weiterschreiben«-Stipendium der Stadt Bern; Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften. dekarnation wurde 2020 als erstes Lyrikdebüt mit dem Basler Lyrikpreis ausgezeichnet.
Thomas Ballhausen wählt für seinen Lyric Essay eine antike Vorlage: die Figur der Alkestis, deren Geschichte von aufopfernder Gattenliebe erzählt. In Form eines Langgedichts löst er den Stoff aus seinem mythologischen Zusammenhang und reichert ihn mit Science-Fiction-Elementen und Zitaten aus Popsongs an. Ballhausens Modernisierung des Stoffs verläuft dabei auf mehreren Ebenen, als inhaltliche Umdeutung und formale Zersplitterung.
Thomas Ballhausen, *1975 in Wien, Autor, Literatur- und Kulturwissenschaftler. Zuletzt u.a. gemeinsam mit Elena Peytchinska FAUNA. Sprachkunst und die neue Ordnung imaginärer Tiere (2018) und FLORA. Sprachkunst im Zeitalter der Information (2020).