programm
Brandsätze und Nachsätze
NEUERSCHEINUNGEN
Gerhard Jaschkes Geliehene Leben ist ein Abcdarium der alltäglichen Unzulänglichkeiten angesichts des körperlichen Verfalls. Das installierte Ich verzeichnet schonungslos, was wie nicht mehr funktioniert und wohin das führt. Der eingegrenzte Aktionsradius eröffnet Reflexionsräume, lässt den Autor eintauchen in die avantgardeseligen 1970er Jahre und wieder auftauchen mit sprachakrobatischen Einlagen. Jaschkes Nachsätze zeigen, dass Anagramme oder Wortspiele ganze Tage und Texte zu retten vermögen, und zeugen von der Kraft der Selbstironie und der Begeisterung.
Ronald Pohls Signor Mongibello ist ein Gedichteausbruch in drei Schüben und vierhebigen Versen sonder Zahl – oder in den Worten des Untertitels: »Eine Lava-, Hass- und Brandrede auf den wenig löblichen, weil häufig unflätigen Vulkan Ätna in Gedichten stolzer Zahl in drei durchaus zueinander gehörigen Abteilungen«. Ironie prägt auch die Gedichte, die mit mutigen Metaphern, einer Fülle von vergnügten und verheerenden Vergleichen sowie mit Landeskundlichem, Historischem und Mythologischem eine Naturgewalt zum literarischen Ereignis machen.
M. Köhle
Gerhard Jaschke, *1949 in Wien. Experimentelle Texte, Hörstücke,
Zeichnungen und Collagen, viele Jahre Herausgeber der Zeitschrift
freibord, seit 2013 der literarischen Flugschrift Firebord/Feribord.
Zuletzt erschien: Gemischte Freuden. Sätze (2018); Anderswo in Tokio
(mit M. Schweizer, 2019).
Ronald Pohl, *1965, Kulturjournalist und Autor in Wien. Zuletzt erschienen: Die Akte des Vogelsangs. Gedichte (2014); Kind aus Blau. Roman der Rückbildung. Ein Miles-Davis-Brevier (2017).
Markus Köhle, *1975, Autor, Literaturwissenschaftler,
Poetry-Slam-Pionier. Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift DUM. Zuletzt erschien (u.a.): Jammern auf hohem Niveau. Ein
Barhocker-Oratorium (2017); Posterhase (3. Band einer
Korrespondenzpoesie mit Peter Clar, 2019).