programm
Robert Menasse ist profunder EU-Kenner, der bereits in seinem Essayband Der Europäische Landbote (2012) diagnostizierte: »Entweder geht das Europa der Nationalstaaten unter, oder es geht das Projekt der Überwindung der Nationalstaaten unter.« Ein Zeitbild der europäischen Situation, einen zwischen Brüssel und Auschwitz spielenden Gesellschaftsroman hat er mit Die Hauptstadt (2017) vorgelegt. In seinem neuen Roman führt Menasse dieses Projekt fort: Anhand zweier polnischer Politiker, die konfligierende politische Positionen vertreten – einer als Ministerpräsident in aktiver Regierungsfunktion, der andere als hoher Beamter in Brüssel mit dem Zuständigkeitsbereich ›Erweiterungs-Politik‹ – zeichnet er das Porträt eines ganzen Kontinents, der zwischen Nationalstaatlichkeit und der Hoffnung auf post-nationalstaatliche Entwicklungen zerrissen ist. Menasses besonderes Interesse gilt dabei auch Albanien (seit 2014 EU-Beitrittskandidat) und seiner Kultur.
Robert Menasse, *1954, seit 1988 freiberuflicher Schriftsteller und Essayist, lebt in Wien.