programm
92. Grundbuch der österreichischen Literatur seit 1945
In ihren Erzählungen verbindet sich Eugenie Kains aus praktischer sozialpolitischer Arbeit gewonnenes Erfahrungswissen über das Scheitern von Lebensplänen und Beziehungen mit der Beschreibung minutiöser Beobachtungen. Zusammen mit Motiven aus der Natur und aus den verschiedensten Wissensgebieten, die sie einmal gegen den Fluss des Erzählens montiert oder auch mit diesem treiben lässt, formt Eugenie Kain völlig eigenwillige literarische Kompositionen.
»Wasser ist ein zentrales Element der Poetik Eugenie Kains. Besonders augenscheinlich wird dies im Erzählband Hohe Wasser, in dem alle Erzählungen am Wasser spielen, sei es an einem Teich, einem Fluss oder am Meer. Eugenie Kain ist an der Donau aufgewachsen. Immer wieder ist in ihren Texten vom Hochwasser und Niedrigwasser die Rede. Die Wasserstände der Donau regeln wie die Gezeiten des Meeres das Leben der Anwohner. Dem italienischen aqua alta entsprechen die Hohen Wasser.«
N. Streitler-Kastberger
Eugenie Kain, *1960 als Tochter des Schriftstellers Franz Kain, gest. 2010 in Linz. Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften in Wien. Journalistische Arbeiten u.a. für die Volksstimme, Café KPÖ, Radio Fro, den ORF; sozialpolitisches Engagement. Buchpublikationen: Sehnsucht nach Tamanrasset. Erzählungen (1999); Atemnot. Roman (2001); Hohe Wasser. Erzählungen (2004); Flüsterlieder. Erzählung (2006); Schneckenkönig. Erzählungen (2009).
Margit Schreiner, *1953; Erzählwerke, Hörspiele, Essays; zuletzt die Trilogie Über das Private: Vater. Mutter. Kind. Kriegserklärungen (2021); Mütter. Väter. Männer. Klassenkämpfe (2022); Mobilmachung (2023).
Nicole Streitler-Kastberger, *1972; Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin, Autorin. Universitäre Lehre in Nizza, Bari, Wien, Graz; Mithg. der Wiener Ausgabe der Werke Ödön von Horváths. Zuletzt: Kleeblatt. Roman (2020).