programm
Willkommene Kontaminationen
129. AUTOR*INNENPROJEKT
In einer Live-Korrespondenz legen Lisa Spalt und Julius Handl Pfade zu und durch Mário de Andrades Roman Macunaíma – Der Held ohne jeden Charakter (1928), Joyce Mansours Prosaband Nur Besessene schwänzen das Grab (1958; Ü: Lisa Spalt) und Giannina Braschis Roman United States of Banana (2011). Den Texten gelingt es, Kontingenz vorzuführen und Ausdrucksweisen von Herrschaftsformen zu unterwandern – durch Explizitheit und Techniken literarischer Anthropophagie. Giannina Braschi ist in einer Videolesung zu hören, ein Gespräch mit dem Aktivisten und Autor Edson Krenak stellt die Frage nach der Beziehung von Erzählen und Rechtssprechung in Brasilien.
L. Spalt/J. Handl
Lisa Spalt, *1970; Gründung des Instituts für poetische Alltagsverbesserung (I.P.A.). Zuletzt: Grüne Hydra von Calembour (2023); Übersetzung: Joyce Mansour: Nur Besessene schwänzen das Grab. Mit Zeichnungen v. Sabine Marte (Czernin Verlag, 2024).
Julius Handl, *1995; Mitveranstalter von Gläserne Texte, einem Hybrid aus Lesereihe und Werkstatt. Prosa und Essays u.a. in den Manuskripten und der edition text+kritik.
Mário de Andrade, 1893–1945, Autor und Musikethnologe, prägte mit Werken wie dem Gedichtband Paulicéia Desvairada, dem Roman Macunaíma und seinem kulturpolitischen Engagement den Modernismus in Brasilien.
Joyce Mansour, *1928 in England in eine jüdische Familie, aufgewachsen in Ägypten; in Paris Mitglied der Surrealist*innen und enger Kontakt mit André Breton, gestorben 1986 ebendort.
Giannina Braschi, *1953 in San Juan/Puerto Rico, lebt in New York. Ihre Texte verhandeln u.a. Migration und Kolonialismus und bewegen sich zwischen den Sprachen. Zuletzt: Putinoika (2024).
Edson Krenak, Rechtsanthropologe, Aktivist für die Rechte indigener Völker; Studium der Linguistik und Literaturtheorie in Brasilien, derzeit Doktorand an der Universität Wien.